Wechseljahre und Demenz: Welche Bedeutung hat Östrogen für das Demenzrisiko? (2025)

Wechseljahre und Demenzrisiko

Was hat Östrogen mit Demenz zu tun?

Von Astrid Clasen

Aktualisiert am 03.09.2025 - 14:26 UhrLesedauer: 3 Min.

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Mit dem Alter steigt die Häufigkeit von Demenz, wobei Frauen überproportional betroffen sind. Lesen Sie, ob fehlendes Östrogen daran mitschuldig sein kann.

In Deutschland hat mehr als jeder zehnte Mensch ab 65 Jahren eine Demenz, verliert also infolge eines fortschreitenden Verfalls von Hirnstrukturen zunehmend seine geistigen Fähigkeiten. Der Großteil aller Betroffenen ist an Alzheimer erkrankt. Rund zwei Drittel davon sind Frauen.

Die Ursache für die Entstehung der Alzheimer-Demenz ist noch ungeklärt. Gleiches gilt für die Frage, warum Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Mit der höheren Lebenserwartung von Frauen lässt sich der Unterschied nur teilweise erklären. Es ist also davon auszugehen, dass weitere Faktoren eine Rolle spielen. In Betracht kommt unter anderem das weibliche Sexualhormon Östrogen.

Erhöhtes Risiko für Demenz wegen Hormonmangel?

Frauen in den Wechseljahren bilden immer weniger körpereigenes Östrogen, bis ihr Östrogenspiegel schließlich dauerhaft niedrig bleibt. Studien deuten darauf hin, dass dieser Mangel an Östrogen womöglich das Risiko für die Entstehung einer Alzheimer-Demenz erhöht. Wie kann das sein?

  • Mehr erfahren: So kann sich ein niedriger Östrogenspiegel auswirken

Östrogen könnte neuroprotektive Wirkung haben

Östrogen scheint zahlreiche Prozesse im Gehirn zu beeinflussen. So wirkt das Hormon vermutlich daran mit, dass die fürs Denken, Fühlen und Gedächtnis zuständigen Hirnareale ihre Funktionen richtig erfüllen können. Nachgewiesen ist zumindest, dass Östrogen

  • die Durchblutung des Gehirns verbessert,
  • den Energiestoffwechsel der Nervenzellen unterstützt,
  • das Wachstum von Nervenzellen und die Übertragung von Nervenimpulsen fördert und
  • die Signalübertragung von Botenstoffen wie Acetylcholin verstärken kann, was für das Lernen und das Gedächtnis wichtig ist.

Zudem bewirkt Östrogen, dass sich bestimmte Eiweiße in verminderter Menge im Gehirn ablagern. Genau diese Ablagerungen sind typisch für die Alzheimer-Demenz: Sie nehmen im Verlauf der Erkrankung zu und führen letztlich zum Absterben von Nervenzellen. Besonders betroffen sind Teile der Großhirnrinde, wie der für die Gedächtnisfunktion wichtige Hippocampus. Damit könnte Östrogen den Nervenzellen einen Schutz vor Schädigung bieten, also neuroprotektiv wirken.

Weitere Risikofaktoren durch Östrogen beeinflusst?

Auch auf das erblich bedingte Risiko für Demenz hat Östrogen wohl auch einen gewissen Einfluss. So ist bekannt, dass das Hormon die Bildung des Eiweißes namens Apolipoprotein E (ApoE) mitsteuert. Das Gen für ApoE gibt es in verschiedenen Varianten. Eine davon – ApoE4 – gilt als wichtigster erblicher Risikofaktor für die häufigste Form von Alzheimer.

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Das Gen, das den Bauplan für ApoE4 trägt, kann einfach oder doppelt vorhanden sein. Wer nur eine Kopie des Gens besitzt, hat ein 2- bis 3-fach erhöhtes Alzheimer-Risiko. Bei zwei Genkopien ist das Risiko mehr als 10-fach erhöht.

Überdies steigt bei Frauen nach den Wechseljahren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche wiederum die Entstehung von Demenz fördern. Ein möglicher Grund hierfür ist, dass mit dem Mangel an Östrogen dessen Schutzwirkung auf das Gefäßsystem wegfällt: Das Hormon beeinflusst nämlich den Fettstoffwechsel positiv (indem es etwa das "gute" HDL-Cholesterin im Blut erhöht) und wirkt Bluthochdruck entgegen.

Für einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Mangel an Östrogen und dem Auftreten einer Demenz spricht zudem, dass Letzteres auch durch eine frühe operative Entfernung der Eierstöcke begünstigt wird.

Allerdings ist von allen anderen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren (wie Adipositas, Bewegungsmangel, Typ-2-Diabetes und Rauchen) ebenfalls bekannt, dass sie die Wahrscheinlichkeit einer Alzheimer-Erkrankung erhöhen. Ob und in welchem Maß die Wechseljahre die Ausbildung und den Verlauf einer Demenz über den natürlichen Abfall von Östrogen mitbestimmen, ist daher unklar.

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